Sprecher
Beschreibung
Mit Schulentwicklungsprozessen wird die Annahme verbunden, dass diese „Reflexionsanlässe für die Akteur*innen bereithalten und auf diese Weise zur Professionalisierung von Lehrkräften beitragen können“ (Idel et al. 2022, S. 226). Hierbei sind Schulentwicklungsberatende dazu angehalten, in ein relationales Aushandlungsgeschehen mit den schulischen Akteur:innen zu treten und mit ihnen in ihren Veränderungsaktivitäten etwa im Rahmen von Steuergruppen, pä-dagogischen Tagen oder der Anleitung von Teamprozessen umzugehen (Dedering et al. 2022). Das Beratungssetting als solches ist auf besondere Weise mit der Erwartung reflexiven Spre-chens verbunden (Lill 2024, i.E.), programmatisch können Schulentwicklungsberatende dem-nach als „Reflexionsprofessionelle“ verstanden werden (Helsper 2014). Es wird davon ausge-gangen, dass Schulentwicklungshandeln ein für Lehrkräfte relevantes Handlungsfeld darstellt und Schulentwicklungsberatende Lehrkräften darin Orientierung verschaffen können. Der Bei-trag verfolgt damit die These, dass Schulentwicklungsberater:innen zu Leh-rer:innenbildner:innen im Bereich des Handlungsfeldes Schulentwicklung werden, durch Prak-tiken der Beratung dazu beitragen, dass schulische Akteur:innen sich selbst als professionelle Schulentwickler:innen erlernen (Schratz 2014) und in diesem Sinne ihr organisationsbezogenes Handeln professionalisieren können.
Im Beitrag wird hierzu zunächst darauf fokussiert, dass die Beratung innerhalb des Handlungs-felds der Schulentwicklung auf das Bezugsproblem der Aushandlung von professioneller Au-tonomie und kollegialer Verbindlichkeit verweist (Pauling 2024). Aus einer subjektivierungs-theoretischen Perspektive wird sodann danach gefragt, wie dies geschieht und als wer sich Schulentwicklungsberatende im gemeinsamen Tun mit den Lehrkräften in der Verhandlung des Bezugsproblems hervorbringen und im Adressierungsgeschehen hervorgebracht werden (Rich-ter & Langer 2021). Zur Beantwortung der Frage wird auf Datenmaterial aus zwei ethnogra-phisch angelegten Studien zurückgegriffen.
Literatur
Dedering, K., Kamarianakis, E. & Racherbäumer, K. (2022): Schulentwicklungsberatung. Be-grifflich-konzeptionelle Grundlegung, empirische Betrachtung und (kritische) Perspektivierung. In: DDS 114/4, 345–362.
Helsper, W. (2014): Überlegungen zu einer Theorie kultureller Transformation. Ein blinder Fleck in Kulturtheorien zu Schule und Unterricht? In: Thompson, C.; Jergus, K. & Breidenstein, G.: Interferenzen. Perspektiven kulturwissenschaftlicher Bildungsforschung. Weilerswist: Vel-brück Wissenschaft, S. 199–242.
Idel, T.-S.; Pauling, S.; Hinrichsen, M.; Hummrich, M.; Moldenhauer, A.; Asbrand, B. & Mar-tens, M. (2022): Reflexion und Reflexivität in Prozessen der Schulentwicklung. In: Reintjes, C. & Kunze, I.: Reflexion und Reflexivität in Unterricht, Schule und Lehrer:innenbildung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 226-241.
Lill 2024, i.E.: Möglichkeitsbedingungen reflexiven Sprechens – Positionierungsgeschehen in einer Schulentwicklungsberatung. In: Bauer & Schmidt: Die eigene Praxis in den Blick neh-men?! Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Pauling, S. (2024): Ungewissheit und Konvergenz in der Schulentwicklung. Eine Deutungs-musteranalyse an PRIMUS-Schulen. Wiesbaden: Springer VS.
Richter, S. & Langer, A. (2021): Im Namen der Gerechtigkeit? Ungerechtigkeitsthematisierun-gen von Schüler*innen als Positionierungen. In: ZfBildungsforschung 11, S. 137–153.
Schratz, M. (2014): Lehrerbildner/in: „Die unsichtbare Profession“ aus internationaler Perspek-tive. ILS-Mail 14 (1) 8-1.