25.–27. Sept. 2024
Universität Trier
Europe/Berlin Zeitzone

Arbeitsgruppe: Fortbildner:innen im Fokus der Evaluation der Wirksamkeit von Lehrkräftefortbildungen

27.09.2024, 11:15
1 h 45m
B13 (B-Gebäude)

B13

B-Gebäude

Arbeitsgruppe Gesamtprogramm Arbeitsgruppen am Freitag

Sprecher

Dr. Daria Ferencik-Lehmkuhl (Universität zu Köln, Institut für Deutsche Sprache und Literatur II)Herr Cedric Lawida (Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Universität zu Köln)Frau Antonia Schmidt (Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Universität zu Köln)Dr. Carola Schnitzler (Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität zu Berlin)Frau Sonja Sieger (Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Universität zu Köln)Frau Charlotte Stehr (Universität zu Köln, Institut für Deutsche Sprache und Literatur II)Dr. Yasemin Uçan (Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Universität zu Köln)

Beschreibung

Arbeitsgruppe: Fortbildner:innen im Fokus der Evaluation der Wirksamkeit von Lehrkräftefortbildungen

Daria Ferencik-Lehmkuhl$^1$, Cedric Lawida$^2$, Antonia Schmidt$^2$, Carola Schnitzler$^3$, Sonja Sieger$^2$, Charlotte Stehr$^1$ & Yasemin Uçan$^2$

1 Universität zu Köln, Institut für Deutsche Sprache und Literatur II
2 Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Universität zu Köln
3 Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität zu Berlin

1. Evaluation der Wirksamkeit von Lehrkräftefortbildungen in BiSS-Transfer mit Fokus auf Merkmalen von Fortbildner:innen

Carola Schnitzler & Sonja Sieger

Lehrkräftefortbildungen sind entscheidend für die Verbreitung von Innovationen im Bildungssystem und tragen maßgeblich zur Weiterentwicklung der Schul- und Unterrichtsqualität bei (Gräsel, 2010). Das Forschungsnetzwerk BiSS-Transfer evaluiert in unterschiedlichen Teilprojekten den Erfolg von Blended-Learning-Lehrkräftefortbildungen, die allesamt auf die Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS) abzielen.

Die Gestaltung qualitativ hochwertiger Fortbildungen stellt Fortbildner:innen vor vielfältige Anforderungen und Aufgaben (vgl. Lipowsky & Rzejak, 2021; Prediger, 2019). Allerdings gibt es bislang nur wenige Studien, die Effekte von Fortbildner:innen auf den Fortbildungserfolg untersuchen (Lipowsky & Rzejak, 2021). Die Studien dieser Arbeitsgruppe adressieren diese Forschungslücke. Den theoretischen Rahmen bietet hierbei das Angebots-Nutzungs-Modell von Lipowsky & Rzejak (2019), in dem Lehrkräftefortbildungen als multifaktoriell bedingter Prozess und deren Erfolg als Transfer auf unterschiedlichen Ebenen betrachtet wird.

Dieser Beitrag gibt einen Überblick über das Forschungsnetzwerk BiSS-Transfer, in dem die nachfolgend vorgestellten Studien entstanden sind. Darin werden Fortbildner:innen zum einen im Hinblick auf unterschiedliche berufsbiografisch basierte Typen und zum anderen auf einen unterschiedlichen beruflichen Hintergrund untersucht. Auswirkungen dieser Charakteristika auf die erste Ebene des Fortbildungserfolgs werden analysiert - unter Kontrolle fortbildungsspezifischer professionsbezogener Merkmale (professionelle Kompetenz und professionelles Handeln). Indikatoren des Fortbildungserfolgs auf der ersten Ebene sind die direkte Reaktion der teilnehmenden Lehrkräfte auf die Fortbildung (Zufriedenheit) und ihre transferrelevanten Einstellungen (Akzeptanz der Fortbildungsinhalte und deren wahrgenommene Machbarkeit).

2. Eine Typologie des (berufs-)biografischen Selbstverständnisses von Fortbildner:innen in der sprachlichen Bildung

Cedric Lawida & Yasemin Uçan

Der Beitrag untersucht Fortbildner:innen, die im Forschungsnetzwerk BiSS-Transfer als Multiplikator:innen qualifiziert wurden, und rekonstruiert im Rahmen einer Typenbildung Motivlagen zur Tätigkeit als Fortbildner:in in der sprachlichen Bildung. Dem liegt ein berufsbiografisches Professionsverständnis für die Fortbildungstätigkeit zugrunde. Das zentrale professionstheoretische Erkenntnisinteresse richtet sich somit „auf Lebensläufe und Berufsbiografien von Lehrpersonen in ihrer institutionellen, organisationalen wie auch individuell-biografischen Kontextualisierung“ (Wittek & Jacob, 2020, S. 196). Aus dem Gesamtsample wurden 20 (berufs-)biografisch narrative Interviews mittels der biografischen Fallrekonstruktion (Rosenthal, 2014) ausgewertet. Die dabei entstandenen Fallstrukturen wurden anschließend einander gegenübergestellt, gruppiert und zu drei Typen verdichtet:

• Typus 1 verfolgt den pädagogisch-sozialen Anspruch, schulische Praxis zu verbessern, wozu die sprachliche Bildung ein wichtiger Faktor ist.
• Typus 2 zeichnet sich durch eine lebenslange Leidenschaft für sprachliche Themen aus, die zur Tätigkeit als Fortbildner:in führt.
• Typus 3 verhandelt seine Fortbildungstätigkeit als Balanceakt zwischen diversen beruflichen und privaten Interessen sowie Umständen.

Die Typen und ihre Rekonstruktion werden im Rahmen des Vortrags präsentiert und zur Diskussion gestellt.

3. Effekte berufsbiografisch basierter Typen von Fortbildner:innen auf den Fortbildungserfolg

Sonja Sieger & Antonia Schmidt

Der Beitrag untersucht anknüpfend an die vorangegangene Studie, ob Lehrkräfte (N=183) die verschiedenen Typen von Fortbilder:innen (N=40) hinsichtlich ihrer professionsbezogenen Merkmale unterschiedlich wahrnehmen. Außerdem wird erforscht, ob ein Zusammenhang zwischen Typus und Fortbildungserfolg auf Lehrkräfteebene besteht.

Der Fortbildungserfolg, gemessen an der Akzeptanz und Machbarkeit der Fortbildungsinhalte sowie der Zufriedenheit mit der Fortbildung, unterscheidet sich zwischen den Typen. Auch hinsichtlich der Merkmale der Fortbildner:innen (ihre durch die Lehrkräfte wahrgenommene professionelle Kompetenz und ihr professionelles Handeln) wurden signifikante Unterschiede gefunden.

Mediationsanalysen wurden durchgeführt, um zu überprüfen, ob durch die Typen Aspekte des Fortbildungserfolgs (Akzeptanz, Machbarkeit, Zufriedenheit) vorhersagt werden können und ob der direkte Effekt durch Merkmale der Fortbildner:innen (professionelle Kompetenz und professionelles Handeln) vermittelt wird. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass bestimmte Fortbildner:innen-Typen hinsichtlich der hier untersuchten Aspekte des Fortbildungserfolgs signifikant positiver durch die Lehrkräfte bewertet werden. Darüber hinaus wird dieser Unterschied zumindest partiell durch Merkmale der Fortbildner:innen mediiert.

Die Ergebnisse werden hinsichtlich der Stärke und Richtung der Effekte diskutiert.

4. Effekte des beruflichen Hintergrunds von Fortbildner:innen auf den Transfererfolg

Charlotte Stehr, Carola Schnitzler & Daria Ferencik-Lehmkuhl

Nicht nur wegen begrenzter Kapazitäten von Expert:innen aus Lehre und Forschung (z.B. Fachdidaktiker:innen), sondern auch wegen ihrer unmittelbaren Nähe zur schulalltäglichen Praxis werden in BiSS-Transfer Lehrkräfte als Multiplikator:innen qualifiziert. Diese setzen von Expert:innen konzipierte Fortbildungskonzepte im Blended-Learning-Format um.

Im Forschungsprojekt VERA-BiSS wurden zwei experimentelle Bedingungen zur Untersuchung der Wirksamkeit einer neu konzipierten Lehrkräftefortbildung zur datenbasierten Unterrichtsentwicklung mit den Vergleichsarbeiten (VERA) im Kompetenzbereich Lesen umgesetzt. Die hier vorgestellte Studie untersucht Unterschiede zwischen zwei Fortbildungsbedingungen, die sich aufgrund des beruflichen Hintergrunds der Fortbildner:innen ergeben (Projektmitarbeiter:innen, die in einem fachdidaktischen Institut an einer Universität tätig sind, vs. Multiplikator:innen, die hauptamtlich als Lehrkräfte tätig sind). Daten von insgesamt N = 66 Deutschlehrkräften der Sekundarstufe I wurden analysiert. Lehrkräfte, die durch Projektmitarbeiter:innen fortgebildet wurden, bewerteten sowohl den Fortbildungserfolg (Zufriedenheit, Akzeptanz, Machbarkeit) als auch die professionsbezogenen Merkmale der Fortbildner:innen (professionelle Kompetenz, professionelles Handeln) deutlich positiver. Die Effekte der Fortbildungsbedingung auf Zufriedenheit und die Machbarkeit wurden tendenziell anteilig durch die hier betrachteten Merkmale der Fortbildner:innen vermittelt.

Die Ergebnisse werden hinsichtlich der Relevanz von Merkmalen der Fortbildner:innen für den Erfolg von Lehrkräftefortbildungen diskutiert.

Literatur

Gräsel, C. (2010). Stichwort: Transfer und Transferforschung im Bildungsbereich. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 13(1), 7–20. https://doi.org/10.1007/s11618-010-0109-8
Lipowsky, F. & Rzejak, D. (2021). Fortbildungen für Lehrkräfte wirksam gestalten. Gütersloh: Bertelsmann-Stiftung.
Lipowsky, F. & Rzejak, D. (2019). Was macht Fortbildungen für Lehrkräfte erfolgreich? – Ein Update. In B. Groot-Wilken & R. Koerber (Hrsg.), Nachhaltige Professionalisierung für Lehrerinnen und Lehrer. Ideen, Entwicklungen, Konzepte. (S. 15–56). Bielefeld: wbv Medien.
Prediger, S. (2019). Fortbildungsdidaktische Kompetenz ist mehr als unterrichtsbezogene plus fortbildungsmethodische Kompetenz: Zur notwendigen fortbildungsdidaktischen Qualifizierung von Fortbildenden am Beispiel des verstehensfördernden Umgangs mit Darstellungen. In A. Büchter, M. Glade, R. Herold-Blasius, M. Klinger, F. Schacht & P. Scherer (Hrsg.), Vielfältige Zugänge zum Mathematikunterricht: Konzepte und Beispiele aus Forschung und Praxis. (S. 311–325). Wiesbaden: Springer Spektrum. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24292-3_22
Rosenthal, G. (2014). Interpretative Sozialforschung: Eine Einführung. Weinheim: Beltz Juventa.
Wittek, D., & Jacob, C. (2020). (Berufs-)biografischer Ansatz in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. In C. Cramer, J. König, M. Rothland & S. Blömeke (Hrsg.), Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung (S. 196–203). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Hauptautoren

Dr. Daria Ferencik-Lehmkuhl (Universität zu Köln, Institut für Deutsche Sprache und Literatur II) Herr Cedric Lawida (Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Universität zu Köln) Frau Antonia Schmidt (Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Universität zu Köln) Dr. Carola Schnitzler (Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität zu Berlin) Frau Sonja Sieger (Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Universität zu Köln) Frau Charlotte Stehr (Universität zu Köln, Institut für Deutsche Sprache und Literatur II) Dr. Yasemin Uçan (Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Universität zu Köln)

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